In den letzten Jahren habe ich die Dmexco immer mit einem Bienennest verglichen. Das geschäftige Treiben der vielen Marketer im großen Verbindungsgang zwischen den Hallen erzeugt ein charakteristisches Geräusch. Für mich war (und ist) das wie das Summen eines Bienenschwarms. Ich gebe zu, ich mag dieses Messe-Feeling. Dieses Jahr aber war anders. Ich kam besser durch die Gänge, und das Geräusch war leiser. Immer noch da, aber leiser. Ist die Dmexco also im Sinkflug?
Und ähnlich ist mein Eindruck der diesjährigen Dmexco. Leiser. Sie ist zwar weiterhin die Leitmesse für Digitalthemen in Deutschland, beeindruckt mit prominenten Keynote-Speakern – und einem hohen Frauenanteil bei den insgesamt 600 Sprechern – sowie mit gut in Szene gesetzten Ideen wie den Future Park. Versammelt immer noch die allermeisten wichtigen und nicht so wichtigen Player der Branche. Und bringt rund 40.000 Gäste an die 980 Stände in den Messehallen in Köln.
Nur: das Summen wird leiser. Die Massen strömen nicht mehr so zahlreich zu „Europas wichtigstem Event für die digitale Wirtschaft“ wie der Veranstalter sein Event gerne nennt. Im Vorjahr kamen laut Abschlussbericht mindestens 1.000 Gäste mehr. Der Eindruck verfestigt sich, dass die Messe nicht mehr wächst, sondern zumindest stagniert. „Gefühlt“ waren für mich an beiden Tagen deutlich weniger Menschen im Gang, der die Hallen verbindet, und in den Hallen unterwegs. Dazu sprach mancher Aussteller am ersten Tag gegen Mittag davon, dass sich jetzt so langsam der Stand füllen würde – und mutmaßte am zweiten Tag gegen Mittag, dass jetzt wohl nicht mehr viel los sein dürfte. Nicht enden wollende Geschäftigkeit sieht anders aus.
Dass die Dmexco zu einem Sinkflug ansetzt, ist indes nicht zu erwarten. Noch kehren sehr wenige der ganz großen Aussteller der Messe den Rücken, noch machen die meisten Aussteller gute Geschäfte – und noch ist die Dmexco ein Muss für die Meisten in der Digitalszene. Letztlich kommt es darauf an, dass die Messe ihrer Aufgabe gerecht wird, Taktgeber der Digitalbranche zu sein und den Besuchern und Ausstellern ein Forum zu bieten, Geschäfte anzubahnen und zu machen.
Mit dem Future Park und der kreativen Präsentation von Produkten und Services rund um relevante Technologiethemen von heute und morgen ist ersteres allemal gelungen. Das Themenspektrum reichte von Künstlicher Intelligenz und Big Data über Mixed Reality, Smart Technologies und Mobility bis zu IoT und Blockchain. Wie gut das zweite Ziel erreicht wurde, wissen Aussteller und Messebesucher am besten. Mein Eindruck ist, dass konzentriert und erfolgreich, Gespräche geführt, Kundenkontakte gepflegt und auch Geschäfte abgeschlossen wurden.
Ich vertraue jedenfalls darauf und greife das Motto der Messe – „Trust in you“ – doch noch auf, dass ich auch die nächsten Jahre in den Dmexco-Hallen den Puls der Digitalbranche spüre. Auch wenn das Summen leiser wird.
